Commons­theorie

Mit der Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises an Elinor Ostrom sind die Commons schlagartig ins Rampenlicht auch des akademischen Interesses gerückt. Während sich traditionelle Commons auf natürliche Ressourcen beziehen und schon seit Jahrhunderten in marginaler Form neben Marktsystemen existieren, expandieren die neuen Commons und dringen in alle Bereiche materieller, sozialer und kultureller Produktion vor. Ein beginnender, aber bisher unterthematisierter Forschungsstrang analysiert die Commons als neue Elementarform gesellschaftlicher Produktion, die neue Vermittlungsformen jenseits des Geldes ausbildet. Macht man sich klar, dass nach Ergebnissen von Destatis fast zwei Drittel der gesellschaftlich notwendigen Tätigkeiten unbezahlt erbracht werden, ist dieser Trend nicht verwunderlich. Neu ist hingegen, dass Kernbereiche der Warenproduktion affiziert werden: Möbel, Kleidung, Autos, Elektronik, Hardware generell. Noch sind solche Phänomene nur in Nischenbereichen beobachtbar. Doch erstens expandieren diese in großer Geschwindigkeit und zweitens wird ihre Bedeutung klar, sollten traditionelle gesellschaftliche Vermittlungssysteme, die über das Geld organisiert sind, kollabieren. Hier ist vorausdenkende, „ver-rückende“ Forschung erforderlich, um das Allgemeine und die Potenziale dieser Trends wissenschaftlich auf den Begriff zu bringen.